Anfang 2021 übernahm Joachim Dittrich die Geschäftsführung von Fette Compacting als Chief Executive Officer (CEO). Etwas später kam Anke Fischer als Chief Financial Officer (CFO) hinzu. Im Interview begeben sich beide auf eine Zeitreise von der frühen Vergangenheit bis in die ferne Zukunft.
Herr Dittrich und Frau Fischer,75 Jahre Fette Compacting:
Was verbinden Sie damit?
JD: Im Jahr 1948 kam die erste Tablettenpresse von Fette Compacting auf den Markt, die „Hanseaten Perfecta“. Bei dem Namen „Hanseaten“ muss ich als gebürtiger Hamburger auch an das traditionelle rot-weiße Gebäck denken. Tatsächlich beschreibt es aber eine Grundhaltung, die für mich von Pragmatismus, Verlässlichkeit und Weltoffenheit geprägt ist. Als Hamburger Kaufmann gilt für mich der Handschlag noch heute. Ich finde es schön, dass bereits mit dem Namen unserer ersten Maschine ein Vertrauensbund zu unseren Kunden geknüpft werden konnte, der noch heute Bestand hat.
AF: Die Entwicklung, die wir als Unternehmen seit der Gründung vollzogen haben, finde ich bemerkenswert: von einer einfachen Exzenterpresse bis hin zu einer kontinuierlichen Direktverpressungsanlage. Das unterstreicht unseren Weg vom reinen Maschinenhersteller zu einem führenden Anbieter von Prozesstechnologie.
Die Gesundheitsversorgung erlebt tiefgreifende Veränderungen wie den demografischen Wandel, den Fachkräftemangel und wiederholte Lieferengpässe. Wie stellt sich Fette Compacting darauf ein?
JD: Sie sprechen große Herausforderungen an, die sogar noch um Kontexte wie Klimawandel und Cybersicherheit ergänzt werden können. Um diesen Themen mit Zuversicht zu begegnen, fokussieren wir uns mehr denn je auf die Bedürfnisse unserer Kunden, verstärken unsere internationale Ausrichtung, fördern innovative Digitallösungen und orientieren uns bei allen Aktivitäten konsequent an Nachhaltigkeitskriterien.
AF: Das betrifft unsere externen Perspektiven genauso wie die interne Unternehmensentwicklung. Schließlich gelingt uns der Wandel nur mit den richtigen Talenten. Wir haben uns daher auf eine Culture Journey begeben und sämtliche Mitarbeiter in unsere Firmenphilosophie „Together for Quality of Life“ eingebunden. Zusätzlich beziehen wir auch externe Ideen und Wünsche ein. Das versetzt uns in die Lage, partnerschaftlich zusammenzuarbeiten, komplexe Herstellungsprozesse zu vereinfachen und letztlich die Lebensqualität aller Menschen auf der Welt zu verbessern.
Lassen Sie uns tiefer in die strategischen Schwerpunkte eintauchen: Kundenorientierung und Internationalisierung sind nicht gerade neu, oder?
JD: Sicher nicht, denn schon mit Blick auf die letzten 75 Jahre erkennt man, dass Fette Compacting beides lebt. Dennoch hat sich viel verändert: Technologiefelder wie Continuous Manufacturing oder der Bedienerschutz mit Containment sind hochkomplex geworden, verbunden mit immer anspruchsvolleren Wirkstoffformulierungen und einem stark regulierten Marktumfeld. Gerade bei Neuentwicklungen kommt es umso mehr darauf an, dass Produzenten und Maschinenhersteller frühzeitig zusammenarbeiten und Partnerschaften eingehen. Auf diesem Weg haben wir einen klaren Anspruch: Wir wandeln uns vom Maschinenbauer zum Anbieter von Prozesstechnologie für die Pulverformulierung und Tablettierung. Dabei werden wir unser Netzwerk weiter ausbauen, zunehmend auch mit Local-for-local-Strukturen: Schon heute produzieren wir in unserem chinesischen Werk überwiegend die Produkte, die für asiatische und preissensitive Märkte bestimmt sind. Dieser Ansatz schafft Versorgungssicherheit und bietet die größtmögliche Nähe zu regionalen Kundenwünschen.
Wie sieht es mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen aus? Welche Meilensteine haben Sie schon erreicht?
AF: Hier möchte ich Ihnen ein paar Einblicke geben. Wir unterziehen uns seit Jahren der EcoVadis-Bewertung und sind Mitglied von Blue Competence, der Nachhaltigkeitsinitiative des VDMA. Die Initiative verfolgt das Ziel, Nachhaltigkeit speziell im Maschinen- und Anlagenbau zu fördern. Ein verantwortungsbewusster und respektvoller Umgang mit Ressourcen und Umwelt ist uns wichtiger denn je. Seit 2022 hilft uns unser Umweltmanagementsystem dabei, die eigenen Umwelt- und Klimaziele zu erreichen. Ein Fokus liegt auf der energie- und materialeffizienten Produktion, mit deutlichen Einsparungen bei Wasserverbrauch und Emissionen. Wir arbeiten kontinuierlich daran, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren und den Herstellungsprozess nachhaltiger zu gestalten. Das lässt sich auch in unserem Nachhaltigkeitsbericht nachlesen, der alle Leitlinien und Maßnahmen übersichtlich darstellt.
JD: Zudem gibt es Erfolge bei Nachhaltigkeitsmaßnahmen, von denen unsere Kunden profitieren. Exemplarisch möchte ich die neue i Serie nennen, mit der es gelungen ist, den Energiebedarf gegenüber vergleichbaren Maschinen um bis zu 15 Prozent zu senken. Potenziale für Ressourcen- und Kosteneinsparungen finden sich überall: So lassen sich in der Arzneimittelproduktion Materialverluste vermeiden, wenn Anwender die kontinuierliche Direktverpressung mit der FE CPS und der integrierten Prozessanalysetechnik ePAT einsetzen. Auch Analysetools wie die neue F Lab Serie helfen dabei, Formulierungen ressourcenschonend zu entwickeln und Ausfallzeiten in der Produktion zu reduzieren. Oft kommen mehrere Faktoren zusammen, wie die Performanceanalysen unseres Flottenmanagements bei verschiedenen Kunden zeigen. An dieser Stelle schließt sich der Kreis zur kollaborativen Partnerschaft, die eine ganzheitliche Sicht auf sämtliche Faktoren rund um die Produktion ermöglicht.